Episoden aus dem Leben.

Tuesday, August 11, 2015

"Diktat der Kausalität"

Kopf ist leer, Poesie ist alle. Klingt wie ein Wochenende auf Malle. Doch ich schätze das Ganze hat ja auch einen Sinn. Wenn man sich berauscht erscheint das Herumfahren mit der U-Bahn gleich einem großen Abenteuer, atemberaubend und angsteinflößend. Seit ich diesen "Steckbrief" Artikel einreichte sind ein paar Tage vergangen, meine flirtnews gecheckt habe ich bisher noch nicht. Sobald sich Zeit dafür findet, werde ich's mit dieser Bestie aufnehmen. Es lockt mir schon ein Schmunzeln auf den Mund dabei daran zu denken, dass der Hydra immer dann zwei neue Köpfe wachsen, sobald man einen abschlägt. Die Menschen um mich herum gleichen einer Hydra mit hundert Köpfen, lauernd, abwartend. Sie ahnen meine Schwäche, sie blicken in meine Seele. Mein Spiegelbild im Fenster verrät mir, wer es ist, den die Bestie symbolisiert und wiegt mich in Erstaunen, bis sich aller Zweifel in tausend kleine Teile verliert und er ganz winzig wird und sehr egal...
Zweifelsohne wird eine Episode aus meinem Leben aufgenommen. Für den der sie findet sei noch eins gesagt: er steige aus wann immer er will.
Er wird ja auch schon gemerkt haben, dass er sich, ebenso wie ich, bereits im Bauch der Schlange befindet. Mir sieht man's auch an wie absichtlich reingezwängt ich hier rumhänge. Zur Gesellschaft dazugehören aber die Gesellschaft verachten, nachts den Blick zwischen Tresen und Schlafzimmer, tagsüber zwischen Schreibtisch und Kaffeeautomaten. Dazwischen rausgehen um mehr zu arbeiten. Man kennt's, also warum bemühe ich meine Schreibmaschine für solch eine Ode an den Alltag, anstelle sie für ein Diktat der Kausalität einzutauschen, das mir mit gespaltener Zunge ins Ohr flüstert? Um diese Frage zu lösen müsste ich mich zunächst einmal setzen können, daher gebe ich sie aus gegebenem Anlass direkt an Sie weiter, um darüber zu lachen, denn Grübeln ist aus der Mode gekommen wie Zweckreime und im Untergrund kommt einem sowas teuer zu stehen. Aus diesem Grund empfehle ich mich ein weiteres mal und füge nur hinzu, dass ich es kaum erwarten kann, wieder einzusteigen.

"Jammern auf hohem Niveau"

Aus der Redaktion und ab in die unheimliche Welt des Berufsverkehrs. Der Leser mag an dieser Stelle bloß nicht auf die Idee kommen, mir nahezulegen, ich solle mir diesen Kunstgriff aus dem Kopf schlagen, denn die U-Bahn hat ihre eigenen Gesetze und denen hat sich jeder zu beugen. Eigene Aromen, eigene Horrorshow und meistens einen toleranzüberlastenden, eigenen Musikgeschmack. Ich hab es mir rausgesucht und so tauche ich unter, tausche Tag mit Zwielicht, lass mich von einem Flyerverteiler breitquatschen, mal wieder, nehme die Treppenstufen nach unten doppelt. Drinnen nehme ich mir erstmal Zeit darüber nachzudenken, wie ich denn jetzt bei meinem Projekt, dessen erster Teil der Artikel war, weiterverfahren werde und dann liegt es plötzlich auf der Hand.
Ganz sicher ist ein Treffen mit einer der sich meldenden Personen möglich. Was wenn's ein Mann ist? Würde der Story wenigstens einen Hauch modern verleihen und wäre auch nicht das erste mal. Was wenn doch nicht? Für eine Frau müsste ich mir wenigstens nicht wirklich was überlegen.
Auf dem Weg ins Herz einer Frau wurden irgendwann einmal die Stiergestalt des Zeus und der Goldregen der Diana als Modernisierungsmaßnahme eingetauscht für Pferd und Esel. Mittlerweile ist ein update für diese überfällig, daher tausche ich sie wiederum ihrerseits ein für seg-ways, skate-boards, short-boards, long-boards, kick-boards, sky-cars und schwarze Löcher. Die Vorteile modisch viel präsentere Vehikel zu nutzen sind einmal die rausgepatchten Tierversuche, was die ganze Fahrt blissfully mit insta-filtrierter Sommerbrise im Gesicht inszeniert. Zweitens wurde endlich die Geschlechtsspezifik entproblematisiert, nachdem man sie dafür zunächst einmal hatte problematisieren müssen, aber so kann jede/s/r seine Identität frei wählen, sofern er sich dazu entscheiden möchte...was kein Muss ist. Denn gerade die Igno-ääh Toleranz wird durch die gesellschaftliche Normativierung der Volks-Libido herausgestrichen. Die Hauptidee ist halt, dass man das Gefährt wählt, das individuell auf seine innersten Wünsche abgestimmt ist, denn schließlich fand man heraus, dass sich daraus ja auch ein Problem machen lässt; wenn's der Frau gefällt, auch gut.
Letztendlich ist es ja nicht so, dass Frauen nicht erobert werden dürfen, aber heute will das auch keiner mehr. Postkolonial weiß man natürlich, dass erobern auf Dauer nur nervig ist, deswegen sagt man sich, viel wichtiger als Krieg ohne Aussicht auf wirtschaftlichen Mehrwert zu führen, wäre eine Variante ohne einprogrammierte Nachteile. Also kümmert man sich stattdessen um seine Reflektion in der Windschutzscheibe, besorgt, liebevoll, lentement.
Oh, da habe ich mich doch glatt von der Polemik vereinnahmen lassen und die ganze Gesellschaft größer aufgeblasen als sie's wert ist. Wie sagte mal ein guter Freund nach einer typischen Diskussion über das Leben, das Universum und den ganzen Rest: "Haben wir heute irgendwelche Probleme gelöst?", und nein, wir hatten in der Tat keine gelöst, was mich denken lässt, man müsse nicht dauernd für andere mitdenken oder trotzige Heucheleien in der Gegenwart anderer als Lebensweisheiten ausgeben. Lange Rede, kurzer Sinn, ein Schulterzucken später dreht sich die Welt genauso weiter, werft aber besser eure Lupen weg und vergesst, dass ihr welche hattet, kleiner Tip am Rande.
Im Grunde genommen gibt es nämlich keinen Anlass dafür Liebe in der Literatur zu suchen oder gar Literatur zu betreiben, weil sie bekanntlich dauernd am Ende ist. Ihren sprichwörtlichen Sarg hat man nur irgendwann durch eine Pappschachtel ersetzt und dann Schrödingers Katze eingesetzt, oder auch nicht, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Auf jeden Fall versteht sich von selbst, dass ab sofort ein viel ausgelassener Ton herrschen muss, denn vom vielen Nörgeln wird eine Geschichte auch nicht beseelt, sondern Jammern auf hohem Niveau.
Wäre jetzt ein Leser dabei, der mir unterstellte ich könne meine Gedanken nicht präzise genug formulieren, ich würde ihn mit Handschlag auf ein Bier einladen und ihm die Gründe erklären! Problematisch für mich aber, denn am Ende des Abends hätte ich entweder das Problem, mich nicht gut genug verkauft zu haben, oder wir wären dann beste Freunde, hätten aber keinerlei Probleme gelöst. Klassisches Dilemma.
Voilà! Man sieht ja, dass ich gerade einfach nicht anders kann als mich in Selbstzerstreuung aufzulösen. Manches muss man irgendwann einsehen und mitnehmen. Wie diese Geschichte, die auf dem Weg zur Arbeit und zurück entsteht. Quasi zwischen Redaktion und Redigieren redigiere ich mein Leben und blende mich perfekt in meine Umwelt ein, die sich neben mir sitzend auch aufzulösen scheint. Ich muss es tun, wie der Löwe, der beschämt nach seinem Rudel schaut, nachdem er gegen einen Baum gelaufen ist. Mein Selbstvertrauen reichte gar nicht dafür aus einfach weiterzulaufen als sei nichts gewesen, geschweigedenn den Baum dafür verantwortlich zu machen. Man kann ja auch ganz einfach die Welt verantwortlich machen. Würde einer widersprechen, wenn ich sagte es lebte sich so viel angenehmer?
Und da kommt auch schon meine Station; eine Antwort werde ich deshalb höchstens nachreichen können. Doch auch trotz all des Katzenjammers mit Schrödinger und der Liebe zur Literatur glaube ich, dass sie ja doch existiert. Vor Gericht würde ich das aber vermutlich widerrufen, umso besser, dass ihr eure Lupen weggeworfen habt. An dieser Stelle shoutout an den BND, die NSA und CIA – ihr wart schon immer teh real Raubkatzen.